Pestkapelle Pfaffenschwendt

Kapelle

Im Ortsteil Pfaffenschwendt etwas westlich außerhalb des Weilers Pfaffenschwendt steht am Wegrand eine kleine, gemauerte Kapelle von großer historischer Bedeutung. Es ist ein kleines, gemauertes fensterloses Bauwerk über rechteckigem Grundriss mit flachem Satteldach, geradem Chorschluss und breit abgefasstem Spitzbogenportal an der Giebelfassade. Nur durch die oberen offenen Felder der einfachen Holztüre dringt Licht in den niederen, kreuzgewölbten Innenraum, dessen Decke hellblau gefärbelt ist. Über der schwach vorstehenden Mensa hängt ein überaus interessantes, segmentbogiges Altarbild, das die gesamte Chorwand einnimmt und von einem breiten, mehrfach profilierten und kräftig marmorierten Holzrahmen eingefasst ist. Das auf Holz gemalte Ölbild stellt die Madonna mit Kind im Kreise von Heiligen dar. Links von ihr sind Anna Selbdritt und der hl. Joachim, rechts die Heiligen Josef, Antonius und Sebastian zu erkennen. Die Gottesmutter ist in einem weit geöffneten Mantel gehüllt, trägt Krone, Szepter und ein prunkvolles, reich ornameniertes, vielfarbenes Kleid. Der Jesusknabe sitzt auf ihrem linken Knie, ist ebenso gekrönt und prächtig gekleidet und hält in seiner Rechten die Weltkugel, in der Linken einen zierlichen Vogel. Über dem Haupt der Madonna sind in den Wolken Gottvater und die Taube des hl. Geistes sichtbar. An der Rückseite der Tafel ist in einem Brief vermerkt, dass die Kapelle von fünf Pfaffenschwendter Bauern aus Dankbarkeit für die glückliche Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg 1945 "gründlich renoviert" wurde.
Das frühbarocke Bild ist nicht nur ein künstlerisch beachtenswertes Werk aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, sondern auch für Fieberbrunn von geschichtlichem Interesse: Einerseits identifiziert es die Kapelle durch die Darstellung des hl. Sebastian, der in Tirol der erste Pestpatron war, eindeutig als Pestkirchlein und lässt den Schluss zu, dass sich hier in nächster Nähe auch ein Pestfriedhof befunden haben könnte; andererseits ist es eine willkommene Hilfe für die Datierung der Kapelle, deren Erbauungszeit mit der Schaffung des Bildes identisch ist. Dafür sprechen auch stilkritische Überlegungen der Baudetails, etwa des gotisierenden Portals, des Kreuzgewölbes und des Raumeindrucks.
Somit ist diese aus der Pestzeit (1. Hälfte des 17. Jahrhunderts) stammende Kapelle der älteste Sakralbau von Fieberbrunn, der sich seine ursprüngliche Form bis heute weitgehend erhalten konnte.